Die erste Besiedlung im Bereich des Berliner Urstromtals liegt mehr als 1000 Jahre zurück. Noch weit vor der ersten urkundlichen Erwähnung im Jahr 1197 siedelten hier Heveller und Spreewanen, zwei elbslawische Stämme. Sie siedelten seit dem 7. Jahrhundert im Havelraum und bis zum 10.Jahrhundert entstand eine befestigte Burganlage, deren slawischer Name nicht überliefert ist. In der Forschung wird diese Anlage als Spandauer Burgwall bezeichnet.
Die slawischen Stämme widersetzten sich der Christianisierung und strebten nicht nach einem zentralistischen Staat. Auch kannten sie keine Schriftkultur und Beurkundung. Ihre Geschichte kann heute nur über archäologische Forschung und materielle Funde erschlossen werden.
Schon 980 stand hier eine Saalkirche, die damals noch aus Holz gebaut war. Ihre Reste und eine Gussform des Spandauer Kreuzes wurden hier gefunden. Damit besteht ein christlicher Bezug, der zeitlich mehr als 200 Jahre vor der Gründung der Mark Brandenburg liegt. Erst 1157 kam der Burgwall im Zuge der Deutschen Ostsiedlung in den Besitz von Albrecht des Bären.
Die Burg Spandau wird im Jahr 1197 zum ersten Mal urkundlich erwähnt („Everardus advocatus in Spandowe“ in einer Urkunde des Markgrafen Otto II. Offenbar handelt es sich dabei schon um die nördlich von Alt-Spandau gelegene neue askanische Burg. Im Dommuseum der Stadt Brandenburg an der Havel ist die Urkunde heute zu finden.
Dieses Datum der ersten urkundlichen Erwähnung wird heute als Gründungsdatum von Spandau „angenommen“.
Geschichte oder Gründungsmythos?
Die Geschichte Spandaus ist bisher Teil des Gründungsmythos der Mark Brandenburg. Der Gründungsmythos laut Wikipedia:
„Die Mark Brandenburg sei entstanden, nachdem Markgraf Albrecht der Bär die Brandenburg in Brandenburg an der Havel als als Mittelpunkt des Stammesgebietes der slawischen Heveller eroberte. Der Ausbau der Mark unter der Dynastie der askanischen Marrkgrafen von Brandenburg sei durch den Zuzug deutscher Siedler und Bürger erfolgt, die gesellschaftliche Änderungen mit sich brachten (insbesondere durch Christianisierung und agrartechnische Verbesserungen).“
Heute wissen wir: das Datum 1197 ist ein gesetztes Datum in der Geschichtsschreibung. Nur weil es keine früheren Urkunden gab, liegt das Gründungsdatum von Spandau im Ungewissen.
Der Fund der entsprechenden tönernen Gussform des Spandauer Kreuzes bei Grabungen am westslawischen Spandauer Burgwall im Jahr 1982 lässt den Schluß zu einer früheren Gründung von Spandau zu. Die Form und eine Replik des Kreuzes sind im Bestand des Neuen Museums in Berlin-Mitte.
Spandau wäre demnach 1140 Jahre alt. Und zugleich könnte damit auch ein alter Streit gelöst werden: Spandau ist damit älter als Berlin.
